Mit dem Fahrrad durch die Jura Höhen – von La Chaux de Fonds bis Genf
Im touristischen Schatten gegenüber den Alpengipfeln liegt der Jura. Ein Mittelgebirge dass sich die Schweiz mit Frankreich teilt und das als Schwäbische Alb in Deutschland eine Fortsetzung in Richtung Norden besitzt.
Vielleicht die markanteste Wahrnehmung des Jura‘s bietet sich während der Fahrt auf der Autobahn zwischen Baden und dem Genfer See. In respektvollen Abstand wird der Autoreisende vom Jurasüdfuss begleitet- eine mehrere hundert Meter hohe Wand hinter der sich die kupierte Hochfläche des Jura versteckt.
Der Begriff Hochfläche ist natürlich etwas irreführend, denn wenn man als Radfahrer im Jura unterwegs ist, wird man feststellen, dass es bisweilen ganz ordentlich rauf und runter gehen kann – bis zu 500 Höhenmeter am Stück können durchaus vorkommen.
Hier stelle ich mal eine Radtour durch den südlichen Jura vor, die sich dank öffentlichem Nahverkehr auch problemlos in verschiedene Einzeletappen zerlegen lässt.
Le Ponts de Martel erreicht man mit der Transports Régionaux Neuchâtelois
Etwas ungewöhnlich mag der Startort in Le Ponts de Martel erscheinen. Nun, für uns war die Verlockung ein paar Kilometer mit einer Schmalspurbahn durch den Jura zu fahren einfach zu groß. Denn ansonsten wäre natürlich La Chaux de Fonds der richtige Startort für eine Fahrt durch den südlichen Jura.
Also starten wir am Bahnhof von Le Ponts de Martel auf einer sehr flachen Strecke Richtung Areuse Tal, das wir nach einer rasanten Abfahrt auf einer gut ausgebauten Straße erreichen.
Heimat des Absinth
Wir sind jetzt in der Heimat des Absinth, der hier in der Gegend rund um Travers, im Val Travers, im 18. Jahrhundert erstmals hergestellt wurde. Nach absoluten Hochzeiten in den goldenen Zwanzigern, einer längeren Phase des Herstellungs- und Konsumverbots erlebt der Absinth gerade wieder eine Renaissance als Trendgetränk.
Auffahrt zum Creux du Van
Wir verlassen jedoch das Tal und nehmen ab Travers den Anstieg hinauf zum Creux du Van in Angriff. Anstrengend, aber es lohnt sich den Abstecher zu dieser natürlichen Felsarena in die Tour mit einzuplanen. Neben dem fantastischen Naturschauspiel gibt es hier oben auch noch eine urige bewirtschaftete Berghütte.
Am Jura Südfuss nach St. Croix
Die Weiterfahrt geht durch dünn besiedelte Gebiete. Dabei nähern wir uns immer mehr dem Jura Südfuss und genießen irgendwann den Weitblick über das Mittelland mit dem Neuenburger See im Vordergrund und den Gipfeln des Berner Oberlands im Hintergrund.
Eines der wenigen Städtchen hier oben ist St. Croix. Hier endet auch die Yverdon-St.Croix Bahn, die elegant den Jura Südfuss ohne Zahnstange überwindet.
Bunker an der französischen Grenze
Nach St. Croix nähert sich unser Weg immer mehr der französischen Grenze und wir begegnen zusehends alten Betonbunkern die noch heute vom schweizer Verteidigungskonzept im zweiten Weltkrieg und zur Zeit des kalten Krieges Zeugnis geben (Reduit). Bei der Passage der Almhütte „Grange Neuve“ kommt schon fast so eine Art Hochgebirgsfeeling auf und die Gelegenheit zu einer zünftigen Rast sollte man nutzen. Die nächsten zwei Kilometer wird der Weg ruppig, ein bisschen Schieben lässt sich fast nicht vermeiden. Doch dann gleiten wir weiter auf kleinen Sträßchen mit wenig Verkehr.
Die Orbe entspringt im Jura
Tief eingeschnitten in die Landschaft und überspannt vom beeindruckenden Eisenbahnviadukt du Dday kündigt sich das Tal der Orbe an. Das Eisenbahnviadukt ist von allen Seiten beeindruckend und auch die Passage über das Viadukt – ein Stockwerk unterhalb der Züge – hat ihren Reiz. Bei einer Tasse Kaffee in Vallorbe kann man die Eindrücke nochmals Revue passieren lassen. Die Zeit für einen kleinen Bummel am Ufer der Orbe entlang, vorbei an den historischen Mühlen sollte man mit einplanen.
Lac de Joux speist die Karstquelle der Orbe
Die nahegelegenen Quelle der Orbe ist eine Karstquelle, die ihr Wasser durch unterirdische Karsthöhlensystemen aus dem rund 250 Meter höher gelegenen Lac de Joux bezieht. Auf dem Weg hinauf zu Lac de Joux folgt man am besten der Aussschilderung der RadroutenNr. 7, der Jura Radroute. Eine seenahe Route lässt sich am Südufer fahren. Hier gibt es auch immer wieder Campingplätze und Hotels mit Einkehrmöglichkeiten.
Nach einem Stop (wir haben übernachtet) in Le Sentier heißt es nochmals Energie mobilisieren für den letzten größeren Anstieg im Jura.
Karges Trockental im Jura
Auf etwa über 1300 Metern Höhe folgen wir dann dem Combe de Amburnex. Ein sich über neun Kilometer hinziehendes Trockental, in dem die einzigen Zeugnisse menschlicher Siedlungstätigkeit die Trockensteinmauern und Viehgatter zwischen den ausgedehnten Weiden sind. Keine Frage, dass man sich auch hier, wie so oft im Jura den Weg mit dem lieben Weidevieh teilt.
Nach einer markanten Richtungsänderung des Sträßchens um 90 Grad nach Südosten ist der Geländeknick des Jura Südfußes erreicht und es geht jetzt fast nur noch bergab. Allerdings führt unsere Tour nicht direkt hinunter an den Genfer See (wäre aber natürlich möglich).
Genf – das Ziel der Fahrradtour durch den südlichen Jura
Wir folgen nochmals dem Grenzverlauf zu Frankreich und erreichen das Seeufer erst kurz vor Genf.
Die letzten Kilometer führen entlang von Einfallstraßen bis das Seeende und somit die Rhone erreicht ist.