Namensgebend für den Kanton Thurgau ist die Thur, ein Fluss, der auf einer Länge von 135 Kilometern die Ostschweiz durchfließt. Sicher, die Schweiz hat großartigere Flüße, man denke nur an den Rhein, die Rhone, die Aare und den Ticino, die allesamt vom Gotthardtmassiv aus in alle vier Himmelsrichtungen davon fließen.
Teil 1 vom Quellgebiet der Thur bis nach Wil
Die Thur dagegen, hat ihre Quellen im Toggenburg, am Fuße des Alpsteins auf knapp 1100 Meter Höhe. Für eine Radtour lohnt es sich im Quellgebiet zu starten. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Südostbahn und Postbus) kommt man problemlos bis nach Wildhaus. Von hier aus kann man mit dem Fahrrad dem Lauf der Thur bis hin zur Mündung in den Rhein folgen – bequem als Zweitagestour.
Nun ja, zwischen Wildhaus und Unterwasser sieht man nicht viel von der Thur. Da müsste man schon gezielt einzelne Punkte anwandern. Aber ab Alt St. Johann mäandriert der Fluss wunderbar durch einen flachen Talboden, der mit saftig grünen Almen begrenzt wird. Beim Blick nach Süden sieht man die sieben Gipfel der Chrufirsten, die von der Form her ein bisschen an die Bischofsmützen der Fürstbischöfe in Chur erinnern könnten. Es gibt aber online andere Erklärungsmodelle, die vermutlich auch wissenschaftlich belastbarer sind. Macht nix, der Anblick ist allemal schön und begleitet uns nun mehrere Kilometer, bevor sich nach Neu St. Johann das Tal weitet und die Thur nordwestwärts fließt.
Folgt man nun dem Thur-Radweg weiter, so wechselt man auf kleine Nebensträßchen, die teils durch recht hügeliges Terrain bis nach Wattwil führen. Eine schöne Strecke, die durch intakte Landschaften führt.
Ab Wattwil fließt die Thur bis nach Wil mehr oder weniger direkt nach Norden. Sehenswert ist der geschlossene Ortskern von Lichtensteig, den man am besten direkt auf der Hauptstraße von Wattwil aus erreicht. Am Ortsende von Lichtensteig passiert man den Firmensitz von Kägi, natürlich mit kleinem Werksverkauf, in dem man natürlich die äußerst leckeren KägiFrett bekommt. Nichtschweizer, denen das Gebäck fremd ist, sollten hier auf jeden Fall stoppen und probieren. Man bekommt die Waffeln aber auch in jedem Supermarkt. Die Landschaft bis Wil ist jetzt nicht mehr allzu spektakulär. Mehrmals wird das Thurtal oder die Täler der Zuflüsse gequert. Die größeren Orte sind eher links der Thur, während der ausgeschilderte Thurradweg eher rechts verläuft und Wil letztlich links liegen lässt. Ein Abstecher nach Wil lohnt jedoch und außerdem bietet sich der Ort bietet bei einer Zweitagestour als Etappenort an.
Teil 2 von Wil bis zur Mündung in den Rhein
Weiter geht es nun durch das sogenannte Fürstenland nach Bischofszell. Es gibt einen kleinen historischen Stadtkern, bemerkenswert ist aber aus meiner Sicht die Fahrt über die alte, römische Steinbrücke, die in hohen Bögen die Thur überspannt. Bei der Weiterfahrt kann gut auf der linken Uferseite der Thur bleiben, auch wenn bei Schöneberg der Thurradweg ans andere Ufer wechselt. Durch Buhwil und Istighofen geht es auf Weinfelden zu. Ein größerer Ort mit Gastronomie und diversen Geschäften. Hat man aber alles Proviant dabei, lässt man Weinfelden rechts liegen. Etwas weiter, beim „Zollhaus“ spannt sich eine wuchtige, alte, gedeckte Holzbrücke über die Thur, die inzwischen schon eine ganz ordentliche Breite hat. Von Eschikofen bis Mettendorf bleibt man besser auf der Straße, um dann danach bis Frauenfeld wieder dem Thurradweg zu folgen. Frauenfeld hat zwar eine Fußgängerzone im Zentrum, aber so richtig begeistert hat mich die Kantonshauptstadt nicht. Vielleicht bräuchte es mehr Zeit.
Jetzt fließt die Thur durch ein weites Trogtal, an dessen Grund intensive Landwirtschaft betrieben wird und – am Nordhang, der optimal nach Süden ausgerichtet ist, gedeiht Wein. Kurz vor Andelfingen zwängt sich die Thur in ein paar Schleifen nochmals durch die Molasseschichten, was man als Radfahrer aber nicht mehr unmittelbar erleben kann.
In Andelfingen gibt es einen Bahnanschluss um zum Ausgangspunkt zurück zu gelangen. Mann kann aber auch auf der linken Thurseite weiter Richtung Flaach fahren. Es ist möglich, in der Aue auf Waldwegen der Thur bis fast zur Mündung zu folgen. Über die ökologisch wertvolle Auenlandschaft informiert ein Naturschutzzentrum bei Flaach, von dem aus Wanderwege die Thuraue erschließen. Man sollte Rücksicht auf die Schutzzonen nehmen!