Fahrradtour von Yverdon les Bains nach Bulle – quer zu den Flußtäler von Zihl (La Thielle), La Broye und Saane (La Sarine)
Eine ruppige Tour führt quer zu den Flußtälern von Zihl (La Thielle), La Broye und Saane (La Sarine) von Yverdon les Bains im Kanton Vaud nach Bulle im Kanton Fribourg. Eine ländliche Gegend mit kleinen Dörfern und vielen, nicht allzu langen, dafür aber giftigen Anstiegen.
Genußradeln sieht (ohne Motorunterstützung) anders aus. Es ist eine fordernde Route, ohne dass man sich in das Revier der Zentralalpen begeben muss. Es ist natürlich keine klassische Fahrradroute, die bemerkenswerte Ziele aneinanderreiht. Immerhin liegt der Startort Yverdon les Bains an der Mittellandroute Nr. 5 und der Zielort Bulle an der Seenroute Nr. 9. Nur noch als Bemerkung: Yverdon les Bains liegt am großen Neuenburger See und Bulle liegt im Zentrum des hügeligen Gruyères.
Zu Recht könnte man sich also fragen, warum ausgerechnet diese Route? Vielleicht liefern die Impressionen eine Antwort, vielleicht weil es eine Herausforderung war, vielleicht auch, weil es noch ein weißer Fleck auf meiner persönlicher Schweizkarte war.
Start an der Zihl / La Thielle in Yverdon les Bains
Die Zihl, der eher unscheinbare Hauptzufluß des Neuenburger Sees hätte es beinahe einmal zu internationalem Ruhm gebracht. Daraus wurde aber nichts, weil sich die hochtrabenden Pläne einer schiffbaren Route vom Rhein über die Aare bis in die Rhône alsbald wieder zerschlugen. Der Transhelvetische Kanal wäre der Zihl (La Thielle) flußaufwärts gefolgt, hätte in der Nähe von La Sarraz den Scheitelpunkt auf der kontinentalen Wasserscheide erreicht und wäre dann über eine Schleusentreppe zum Genfer See hinab gestiegen. Wäre – aber er wurde nie gebaut. Für die Natur und die Landschaft vielleicht ein Segen.
Gleich nach dem Ortsende von Yverdon les Bains geht es auf dieser Etappe zum ersten Mal stramm hinauf – knapp 100 Höhenmeter nach Belmont sur Yverdon. Durch Agrarland mit Weitsicht in alle Richtungen rollt man nach Süden und nach einem 180 Grad-Schwenk bergab nach Essertines sur Yverdon. Jetzt wird es erstmal buckelig. Hinauf in den Wald von Esseertines, Hinab nach Pailly bis in ein kleines Flusstal und wieder hinauf nach Rueyers und nach Bercher. Wieder schwungvolle Abfahrt, doch Obacht, mitten in der Abfahrt geht es scharf rechts ab ins Tal zu einer Art Privathaustierzoo und dann lange und steil nach oben bis Boulens. Unten im Tal lohnt ein kurzer Blick von der Brücke ins Flussbett – interessante Auswaschungen im weichen Molassegestein. Der nächste Anstieg führt hinauf nach Chapelle sur Moudon und kurz vor Marthregens ist der vorerst höchste Punkt erreicht, denn lange kann man jetzt nach Moudon hinab rollen.
Moudon im Tal von La Broye
Eigentlich ist Moudon ein veritables Städtchen mit Geschichte, aber eigentlich ist es recht verschlafen und man muss schon froh sein, eine Kneipe / ein Café zu finden, indem man gemütlich einen Espresso trinken kann. Der Fluss Broye schlängelt träge durch die Altstadt und fließt dann Richtung Norden bis in den Murtensee.
Fährt man quer zum Flußtal, geht es meist wieder nach oben – und zwar nach Ursy. Weiter bis zur Bahnlinie Lausanne – Fribourg steigt es gemächlich, aber nach dem Queren der Bahngleise wird es unangenehm steil.
Das Ganze wiederholt sich nach einer Zwischenabfahrt bis man die Straße von Bouloz nach Moudon erreicht. Über Bouloz geht es weiter bergan. Kleine Sträßchen führen vorbei an verstreut liegenden Höfen nach Süden, bis beim Hof Le Grand Pra die nationale Fahrradroute Nr. 9 erreicht wird.
Bulle im Einzugsbereich der Saane / La Sarine
Der Fahrradroute folgt man bis nach Bulle. Abgesehen vom Anstieg in Vaulruz ein angenehmes Finale diese Berg- und Talfahrt, denn die Gewässer fließen nun der Saane (La Sarine) zu.
Bulle liegt im Zentrum des Gruyères und ist die größte Stadt der Region. Mit einem Schloß (Turmbesteigung kostenlos möglich) und einem „Heimatmuseum“ zum Gruyère wären die touristischen Highlights noch nicht ganz abgeschlossen. Zwei große, parallele und platzartige Straße bilden das historische Zentrum und bieten Kommerz und Kulinarik in respektabler Vielfalt.
Zur Saane (La Sarine) sind es noch ein paar Meter, aber verweilt man in Bulle oder im Gruyère, so wird man nicht nur den berühmten Käse kennen lernen, sondern auch das Tal und den Stausee der Saane.