Kleinstädte am Unterlauf der Aare
Der Zufall oder der geschichtliche Hintergrund will es, dass sich am Unterlauf der Aare eine Handvoll historischer Kleinstädte reihen. Allesamt haben sie einen mehr oder weniger großen historischen Stadtkern, der das Flair des Gestrigen versprüht. Längst jedoch sind die Städte weit über ihre historischen Kerne hinausgewachsen und bieten Wohn- und Arbeitspläzte, an deren Umfang die einstigen Erbauer der Stadtkerne sicher nicht gedacht hatten. Die meisten dieser Städte eint, dass es Stadtgründungen an strategisch bedeutenden Aareübergängen sind, also Orte mit einer Brücke. Stadtgründungen habe es so an sich, dass sie über einen geplanten und somit auch strukturierten, oft sogar geometrischen Straßengrundriss verfügen. Bekanntes Besipiel dafür sind die Zähringerstädte mit zwei sich kreuzenden Hauptstraßen (eine davon ganz gerne auch platzförmig aufgeweitet) und parallel dazu angelegten Nebenstraßen. Auch die Bundeshauptstadt Bern fällt in diese Kategorie, doch die soll hier nicht Nähers betrachtet werden, da es sich beim besten Willen nicht um eine kleine Aarestadt handelt.
Aarberg
In dieser Auflistung kleiner Aarestädte hat es Aarberg gerade noch so geschafft, denn durch die Jura-Gewässerkorrektion im letzten Jahrhundert wurde die Aare in ein neues Bett gezwängt und fließt inzwischen in gebührendem Abstand an Aarberg vorbei. Aber die sogenannte Alte Aare lässt noch erahnen warum Aarberg zu seinem Namen gekommen ist.
Eine für historische Verkehrswege wichtige Brücke führte hier über die Aare. Zunächst Pilgerraststätte, dann Mautburg für den Brückenzoll folgte schließlich ab 1220 die Gründung einer Stadt durch die Grafen von Neuenburg. Die Aare überragend befand sich die Stadt auf einem Sandsteinfelsen. Schon damals wurde in den Wasserlauf der Aare eingegriffen, so dass sich für Aarberg eine Insellage ergab, die nur über Brücken zugänglich war.
Über eine holzgedeckte Brücke, die über die Alte Aare führt, erreicht man den höher gelegenen großartigen zentralen Hauptplatz von Aarberg. Ein Oval, das von prächtigen Fassaden gesäumt wird und zum Verweilen einlädt.
Quelle für die geschichtlichen Informationen: www.aarberg.ch
Büren an der Aare
Aareseitig prägt eine mächtige gedeckte Holzbrücke das Erscheinungsbild von Büren. Nachgewiesen ist die Brücke seit dem 13. Jahrhundert, obwohl bereits ein Jahrhundert zuvor die Freiherren von Strassberg Büren gründete. Senkrecht zur Brückenachse verläuft die Hauptstraße von Büren, an der sich die prächtigen Bürger- und Handelshäuser, sowie das Schloss mit beeindruckender Fassade befindet. Zwei weitere historische Straßen komplettieren den historischen Stadtgrundriss, der sich auf der Karte als rechtwinkliges Dreieck darstellt. Gegenüber dem Schloss ist es die Keuzgasse, deren Häuser mit ausladenden Gibelaufzügen aufwarten. Ein gemütlicher Bummel rund ums Dreieck und anschließend eine Rast direkt am Aareufer, mache Büren zu einem lohnenswerten Ausflugsziel. Am Aareufer lässt sich auch nochmals die Bedeutung Bürens für den historischen Handel erkennen. Mit großer räumlichen Tiefe reichen die Häuser der Hauptsgasse direkt bis an die Aare hinunter und ermöglichten so den direkten Warenumschlag vom Schiff auf das Pferdegespann.
Quelle für die geschichtlichen Informationen: http://www.bueren.ch und Wikipedia
Solothurn
Solothurn als Hauptstadt des gleichnamigen Kantons wird hier nicht näher betrachtet. Es gibt einen extra Blogbeitrag zu Solothurn.
Wangen an der Aare
Die Kleinste unter den kleinen Aarestädten; aber eine Zähringer Stadtgründung. Bereits zu Beginn des 13-ten Jahrhunderts sollte durch die Gründung einer Kleinstadt der Aareübergang gesichert werden. Die Brücke ist dann ab dem 14-ten Jahrhundert nachgewiesen und ernährte dank Brückenzoll und sonstigen Gebühren die Eigentümer von Wangen – inzwischen waren es die Berner, nach einem kurzen Zwischenspiel der Herren von Kyburg.
Die Brücke prägt auch heute das Erscheinungsbild von Wangen und hat man von Norden kommend auf ihr die Aare überquert, so gelangt man direkt durch eines der zwei Stadttore ins Innnere der geschlossenen Ministadt. Nahezu quadratisch ist der Mauerring und im innern befindet sich ein ebenfalls quadratischer Straßenzug, der das Häuserkonglomerat zugänglich macht. Viel zu besichtigen gibt es nicht, aber gerade dieses minimlistische Stadtgebilde ist eine Besonderheit, die einen Abstecher lohnt. Die heutige Brücke hat seit dem 16. Jahrhundert überdauert.
Quelle für die geschichtlichen Informationen: von Irene Hodel, Markus Wyss bei www.wangen-a-a.ch
Aarburg
Die Burg über der Aare, die seinerzeit im Besitz der Grafen von Frohburg war, gab es offensichtlich schon im 12-ten Jahrhundert. Das dazu gehörende Städtchen, inzwischen hatten die Habsburger das Sagen, entstand dann zu Beginn des 14-ten Jahrhunderts.
In Bezug auf die Aare ist es hier ausnahmsweise einmal keine Brücke, die in den zurückliegenden Jahrhunderten eine besondere Rolle gespielt hat, sondern ein natürlicher Hafen für die Flussschifffahrt, die vor allem im 17-ten und 18-ten Jahrhundert von Bedeutung war. Gemeinhin als Woog (oder Aarewaage) bezeichnet, wird ein Phänomen, das dazu führt, dass die Aare rückwärts fließt und so ein natürliches Becken ohne Strömung bildet, in dem die Schiffe gut anlanden konnten. Eine Informationstafel, gespendet von der Schifferzunft Aarburg, erläutert das Phänomen an Ort und Stelle. Am besten also dort vorbeischauen und sich mit dem Geheimnis der rückwärts fließenden Aare vertraut machen. Wenn man schon mal in Aarburg ist, steigt man natürlich zu der Burg hinauf – auf jeden Fall bis zur Kirche, die etwas unterhalb der Burg kühn am Felsen klebt und von deren Vorplätzchen es eine gute Sicht über die Aare gibt. Eine direkte Besichtigung der Burg ist nur im Rahmen einer Führung möglich, da sie seit mehr als 120 Jahren als kantonales Erziehungsheim genutzt wird (Führung nur Samstagnachmittag in den Sommermonaten oder auf Anfrage).
Quelle für die geschichtlichen Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Aarburg und www.floesser-saemie.ch
Olten
In Olten war es wieder einmal die Brücke über die Aare, die dazu führte, dass im 13. Jahrhundert das Geschlecht der Frohburger die Stadt gründete. Es war ein und breit der einzigste Aareübergang, so dass Olten recht gut von Brückenzoll und anderen Abgaben leben konnte. Auch die Wirtsleute, Schmiede und Wagner, also letztlich jegliches Gewerbe dass mit dem Transitverkehr in Berührung kam, entwickelte sich prächtig und ermöglichte der Stadt Olten eine gewisse Bedeutung.
Der runde Stadtkern liegt etwas erhöht auf einem Riffkalkplatequ. In direkter Verlängerung der Brücke zieht sich eine Hauptgasse durch den historischen Stadtkern, von der kleinere Nebengassen links und rechts abzweigen. Vor allem im Bereich der historischen Stadtmauer ist auch am Verlauf der Gassen und Häuserfronten der gerundete Stadtgrundriss noch gut ablesbar. Prächtige Gebäude im Altstadtkern zeugen davon, dass es sich früher in der Brückenstadt leben lies. Lang braucht man nicht um den historischen Kern zu erkunden. Aber vielleicht nutzt man die Gelegenheit für eine Rast oder ein bisschen Shopping am nördlichen Altstadtrand, wo rund um den Munzingerplatz städtische Innenstadtstruktur anzutreffen ist.
Quelle für die geschichtlichen Informationen: www.olten.ch hier wird Bezug genommen auf die Texte aus der 800-Jahr-Jubiläumsschrift „Olten, Stadtgeschichte in Bildern“ von Stadtarchivar Martin Eduard Fischer
Aarau
Gegründet wurde Aarau im 13-ten Jahrhundert vom Geschlecht der Kyburger, die jedoch noch im selben Jahrhundert die Herrschaft an die Habsburger abgaben. Von einer Brücke und einem bedeutendem Aareübergang ist nichts überliefert, aber die Stadt liegt auf einem Kalkfelsplateau über der Aare und befindet sich somit in einer strategisch vorteilhaften Lage – Kontrolle über die Aare und gute Verteidigungslage.
Der Grundriss der Altstadt weist eigentlich auch die für Zährignerstädte typischen, sich kreuzenden Hauptstraßen im Zentrum, um die herum sich ein Netz von ringförmigen Gassen, Straßen und Wegen entwickelt hat. Aufgrund der Plateaulage war die Abgrenzung teilweise durch die Topographie gegeben.
Jedenfalls ist heute noch eine geschlossene Altstadt vorhanden, die jedoch keine Mauer mehr besitzt – diese wurde irgendwann geschleift und vor die einstigen Mauerhäuser eine Allee gelegt. Beim Bummel durch die durchaus malerische Altstadt sollte man regelmäßig den Blick gegen den Himmel richten, denn dort findet sich unter den weit ausladenden Dachüberständen, auf den Gibelseiten eine abwechslungsreiche Freiluftgalerie. Es sind offensichtlich über 70 verschiedene Häuser, die über diesen Apparaten Fassadenschmuck verfügen. Aarau als Einkaufsstadt und Freizeitdomizil eignet sich gleichermaßen sehr gut. Nur daran vorbeifahren ist sicher ein Fehler.
Quelle für die geschichtlichen Informationen: www.aarauinfo.ch
Brugg
Bei Brugg liegt die Herkunft und Gründungsursache für das Aarestädtchen direkt auf der Hand. Namensgebend ist die Brücke über die Aare an einer Stelle, an der sich der riesige, breite Aarestrom wie einem Uhrglas gleich auf eine Breite von nur 15 Metern verjüngt – ideale Vorraussetzungen für mittelalterliche Brückenbauer, ja sogar den Römern war bereits diese Stelle zum Brückenschlag aufgefallen. Die Stadtgründungen veranlassten dann die Habsburger, deren Stammburg nur wenige Kilometer südlich von Brugg liegt.
Brugg ist der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen und Fahrradtouren zum Wasserschloss Schweiz – eine Deltalandschaft in der die Reuss und die Limmat in die Aare einmünden. Von der historischen Aarebrücke windet sich eine Straße durch den Altstadtbereich nach oben. Vorbei am Rathaus befindet sich hier der gemütliche Teil von Brugg, während außerhalb der alten Stadtmauern eine moderne Einkaufsstraße zum Bahnhof hinzieht. In der Altstadt lohnen die kurzen Abstecher in die Seitenstraßen, in denen nicht mehr viel los ist, aber die dafür ein paar entdeckenswerte Kleinode beherbergen.
Quelle für die geschichtlichen Informationen: www.stadt-brugg.ch