Grimselpass und Grimselhospiz mit dem Fahrrad
Um gleich noch ein paar weitere Begriffe zum Grimsel ins Spiel zu bringen – wir begeben uns mit diesem Beitrag mitten hinein in die Grimselwelt und starten am Grimseltor, fahren den Grimselpass hinauf und übernachten im Grimselhospiz.
Nun mag zwar die Grimselwelt zunächst ein Kunstwort findiger Marketingstrategen sein, aber der damit suggerierte Anspruch lässt sich problemlos mit Inhalten füllen. Inhalte für Naturfreunde, Genießer, Sportskanonen, Technikfreaks, Adrenalinjunkies und nicht zu vergessen den klassischen Touristen. Je nach Vorliebe findet man in der Grimselwelt zwischen Haslital und Goms eine Eisenbahn, alle Arten von Seilbahnen, Kraftwerke, traditionelle Gasthäuser und Hotels, eine lange kurvenreiche Passstraße, Hängebrücken und furchtbar viel Natur mit viel Fels.
Grimselpass und Grimselhospiz gehören zusammen
Für mich untrennbar zusammen gehören die Passstraße über den Grimselpass und, fast auf Scheitelhöhe, das traditionelle Grimselhospiz. Dem ursprünglichen Sinn eines Hospizes, nämlich eine Unterkunft für Reisende , vorzugsweise in unwirtlichen Gegenden, könnte das Grimselhospiz auch heute noch entsprechen, allein das Reisen über den Grimselpass ist heutzutage nicht mehr ganz so gefährlich und mit Abenteuern verbunden, wie es noch vor 2-3 Generationen der Fall war. Heute thront das Grimselhospiz in einer stillen Erhabenheit am Rande eines Stausees und beherbergt Gäste, die in der Regel mit vornehmen Karossen und gut gefülltem Portemonnaie anreisen.
Mit dem Fahrrad hinauf zum Grimselhospiz
Die Bewältigung des Grimselpasses mit dem Fahrrad und eine stilechte Übernachtung im Grimselhospiz bieten eine spannende Schnittstelle zwischen den Strapazen historischer Passüberquerungen und den Annehmlichkeiten des 21-ten Jahrhunderts.
Informationszentrum Grimseltor
Als Startpunkt für diese Tour bietet sich das Informationszentrum Grimseltor in Innertkirchen an. Die Anreise dorthin erfolgt zweckmäßigerweise mit der MIB (Meiringen-Innertkirchen-Bahn). Das wäre dann übrigens die Eisenbahn in der Grimselwelt. Alternativ, abhängig auch vom sportlichen Ehrgeiz, fährt man von Meiringen kommend zunächst über den fast 700 Meter hoch gelegenen Lammiboden. Das bedeutet zusätzliche 100 Höhenmeter rauf und wieder runter, um den Passfuss in Innertkirchen zu erreichen. Im Komplex Grimseltor besteht die Möglichkeit sich im Volg Geschäft mit Proviant zu versorgen und im Informationszentrum erhält man eine Fülle an bedrucktem Papier mit Wissenswertem zur Grimselwelt. Hilfreich ist es sich mit dem Personal über die geplante Tour zu unterhalten und bei Bedarf die Fahrkarten für die Seilbahnen gleich zu erwerben. Gerade mit Blick auf die chronisch stark nachgefragte Gelmerbahn lohnt der Besuch im Informationszentrum auf jeden Fall.
Grimselpassstraße mit dem Fahrrad
Aus Innertkirchen hinaus steigt die Passstraße noch verhalten, vorbei an der Zentrale der Kraftwerke Oberhasli. Warum ist diese Information wichtig? Die Kraftwerke Oberhasli sind Eigentümer und Betreiber der Grimselwelt – man begegnet ihnen also regelmäßig, sobald man ein gastronomisches Angebot oder eine technische Infrastruktur nutzt.
Anspruchsvollere Rampen wechseln sich auf der Grimselpassstraße mit „flacheren“ Passagen ab. Bei längeren Tunnelneubauten des letzten Jahrhunderts sind die alten Straßentrassen erhalten geblieben und für den Fahrradverkehr vorgesehen. Landschaftlich auf jeden Fall eine Bereicherung und zur Nutzung empfohlen.
Guttannen, einziger Ort an der Grimselpassstraße
Nach achteinhalb Kilometern erreicht man den Ort Guttannen, der einzigste Ort mit Infrastruktur im Einflussbereich der Grimselpassstraße. Sollte man wissen, falls man noch irgendwelche Bedürfnisse befriedigen möchte. Man kann auch einen kleinen Schlenker durch die enge Bebauung östlich der Straße machen – und erlebt ein geschlossenes kleines Bergdorf.
Nach weiteren sechs Kilometern erreicht man das Kraftwerk Handegg, das gleichnamige Hotel und Gasthaus sowie die Talstation der Gelmerbahn (mehr dazu gibt es hier).
Serpentinenstrecke mit kräftigen Anstiegen bis zum Grimselhospiz
Zunächst folgt etwas oberhalb von Handegg nochmals eine flache Passage von einem Kilometer. Aber danach geht es toujours streng nach oben, bis man schließlich nach insgesamt 25,5 Kilometern vor der beeindruckenden Fassade des Grimselhospiz steht. Flach ist nur die „Uferstraße“ entlang des Räterichbodensees und die Dammüberfahrt kurz vor dem Grimselhospiz.
Das Grimselhospiz
Ein massives, aus behauenen Natursteinen errichtetes Gebäude mit markanten Staffelgiebel thront auf einem Felskegel, der an zwei Seiten vom Wasser des Grimselsees umgeben ist und auf den gegenüberliegenden Seiten über einem 170 Meter hohen Abgrund thront. Das historische Haus ist in dieser Form zwar noch keine hundert Jahre alt, aber in dieser Zeit hat es doch ein gewisses Flair erhalten, das den Gast mit dem Gefühl des sicheren Wohlbehagens und einem Heimatgefühl in unwirtlicher Hochgebirgsumgembung empfängt. Menschen denen der Stil und die wertige Anmutung der Manufactumkollektion gefällt, werden sich hier wohlfühlen. Wäre die Massivität der Zimmertüren ein Gradmesser für das Hotelranking, so wäre dem Grimselhospiz ein Spitzenplatz sicher. Im Badezimmer sind die Armaturen da wo man sie braucht, sie funktionieren so wie man es erwartet und aufgrund ihrer soliden Bauweise werden sie das auch noch für die nächste Generation tun.
Einer erholsamen Nacht im Grimselhospiz steht also nichts im Wege, vor allem dann nicht, wenn man die beim Hochstrampeln verbrauchten Kalorien im Restaurant wieder zu sich führt. Essen à la carte ist angesagt, wobei die Küche eine große Flexibilität zeigt, wenn der Gast Wünsche zur Ausgestaltung der Menufolge beisteuert.
Man ist bemüht (hier positiv gemeint und ausdrücklich nicht im Sinne eines Zeugnisses) dem Gast einen angenehmen Aufenthalt zu bereiten. Diese Bemühungen bezahlt der Gast allerdings auch mit harten Franken. Das Preis-Leistungsverhältnis kann aber durchaus als ausgewogen gewertet werden.
Zur Passhöhe des Grimselpasses fehlen noch fünf Serpentinen
Bei der Weiterfahrt bis zur Passhöhe des Grimselpasses überwindet man auf einer weiteren Serpentinenstrecke mit fünf Haarnadelkurven noch einmal 250 Höhenmeter. Oben radelt man auf dem Pass entlang des Totesees, an dessen Ufer sich drei Hotels und eine Kapelle befinden. Übernachten kann man hier vermutlich günstiger, vermutlich mit grandioserer Fernsicht ins Goms und ins Haslital, aber bestimmt mit weniger Flair und Stil als im Grimselhospiz.
Grimselpass an der Grenze vom Kanton Bern zum Wallis
Das Schild mit der Passhöhe befindet sich bereits auf der Walliser Seite des Grimselpasses, kurz bevor es wieder runter geht. Vom Parkplatz sind es nur wenige Schritte bis zum faszinierenden Panorama auf die Südrampe des Grimselpasses und die Westrampe des Furkapasses, die beide unten in Gletsch aufeinandertreffen.
Die Grimselpassstraße endet in Gletsch
Sieben Haarnadelkurven später und 400 Höhenmeter tiefer steht man unten in Gletsch. Man trifft auf die noch äußerst junge Rhone, die hier übrigens noch die deutschsprachige Bezeichnung Rotten trägt. Ihrem Lauf kann man nun folgen und noch einmal steil hinab bis ins Obergoms radeln. Danach geht es dann bei flachem Gefälle weiter, in Richtung von Ost nach West durchs gesamte Wallis bis an den Genfer See.
Man kann von Gletsch aus aber auch die Westrampe des Furkapasses in Angriff nehmen oder an den Wochenenden während de Sommermonate mit den historischen Zügen der Dampfbahn-Furka-Bergstrecke eine Fahrt hinüber nach Realp im Kanton Uri unternehmen – einfach unter dem Furkapass hindurch.
Der besondere Tipp – die Sidelhornbahn
Wenn man sich nach einer angenehmen Nacht im Grimselhospiz am frühen Morgen nicht gleich mit Passhochstrampeln schinden will, gibt es eine geradezu geniale Alternative. Diese Alternative heißt Sidelhornbahn. Die Talstation befindet sich auf dem Hotelgelände, ist allerdings nur über Treppen erreichbar. Mit der Sidelhornbahn lässt sich problemlos ein Fahrrad transportieren. Mit diesem schwebt man 220 Meter nach oben zur Bergstation. Diese befindet sich etwas oberhalb der Grimselpasshöhe. Nur noch entspannt nach unten rollen und die Passhöhe ist erreicht. Die Bahn wird mit Selbstbedienung betrieben. Tickets erhält man im Hospiz oder im Grimseltor.