Vom Luganersee hinauf in die Bergwelt des Malcantone
Wir sind unterwegs in unmittelbarer Nähe von Lugano – jener Finanz- und Tourismusmetropole des Tessins, deren Strahlkraft die Schweizer Landesgrenze mit Leichtigkeit überwindet. Doch abgesehen von der räumlichen Nähe gibt es zwischen Malcantone und Lugano nicht all zuviele Gemeinsamkeiten.
Wo befindet sich das Malcantone?
Grob zwischen Lago Maggiore und Luganersee , etwas konkreter begrenzt durch die Tresa im Süden, die Ausläufer des Monte Tamarro im Norden, die Staatsgrenze nach Italien mit dem Monte Lema im Westen und einem Zipfel des Luganersees im Osten befindet sich das Malcantone. Eine bergige und tendenziell einsame Landschaft, dünn besiedelt, mit kleinen Sträßchen, die per se nicht viel Verkehr aufweisen, aber aufgrund ihrer szenischen Ausstrahlung nicht nur für Fahrradfahrer attraktiv sind, sondern auch für Cabriopiloten, Biker mit schweren Maschinen und für Oldtimerausfahrten. Die Zahl der nicht als Sackgasse endenden Straßen ist überschaubar. Eine mögliche Rundfahrt stelle ich hier vor. Übrigens ein ganz entscheidender Vorteil des Fahrrads bei dieser Tour besteht darin, dass quasi überall angehalten werden kann – und sehenswerte Orte und Panoramen gibt es wahrlich genug. Geeignete PKW Parkplätze für spontane Stopps sind rar.
Rundreise durch das Malcantone mit dem Fahrrad
Als Startort schlage ich Agno vor. Von Lugano aus bequem mit der LPB (Lugano Ponte Tresa Bahn) oder direkt mit dem Fahrrad erreichbar. Auch Parkmöglichkeiten dürften sich am Ortsrand finden.
Dem neu gebauten Radweg direkt am Luganersee geht es nach Süden bis man den Fluss Magliasina überquert. Nun folgt der erste Anstieg hinauf bis zur Kirche von Pura. Unterhalb der großen Treppe biegt man auf ein schmales Sträßchen nach Süden ab – Richtung Ponte Tresa. Es ist nur Anliegerverkehr erlaubt und es geht teilweise durch schattige Gehölzgruppen leicht bergab -> also diese Passage genießen. Dabei allerdings oberhalb von Ponte Tresa nicht die Panoramaaussicht über den Laghetto, den kleinen Teil des Luganersees bei Tresa, verpassen.
Durch das Tal der Tresa
Jetzt folgt die Route dem Lauf der Tresa in Halbhöhenlage am nördlichen Talhang. Ab Castelrotto gibt es mehrere Variationsmöglichkeiten für die Weiterfahrt bis nach Banco. Meine Variante ist auf jeden Fall recht verkehrsarm (siehe exakte Route am Ende der Seite).
Kleine Dörfer im Malcantone
In Novaggio gibt es Einkehrmöglichkeiten. Beim Bummeln durch die Gässchen des Dorfkerns kann man die vielen Murales anschauen, die im Rahmen eines Events entstanden sind. Wenn man sie nicht gesehen hat, kann man auch gut weiter leben.
Den Dörfern hier ist gemein, dass meistens nur eine einzigen Straße durch oder entlang der kleinen Dörfer und Siedlungen führt . Links und rechts gehen engste Gassen ab, die oft nur zu Fuß zugänglich sind und in ein Häuserdickicht führen, dass aus einer längst vergangenen Zeit stammt. Eigentlich locken diese Gässchen alle zum anhalten und ein bisschen umherstreifen …..
Spaziergang durch Breno im Malcantone
In Breno habe ich mich entschieden mit dem Rad durch den Dorfkern zu gehen.
Bei der Weiterfahrt sieht man jetzt immer wieder die kommenden Orte in prominenter Lage auf den Bergkuppen sitzen. Das scheinbar zum Greifen nahe nächste Dorf lässt sich aber meistens erst nach einer Zwischenabfahrt mit entsprechender Gegensteigung erreichen. Aber alles im grünen Bereich. Die Route führt immer wieder in schattige Kastanienwälder hinein, deren wirtschaftliche Hochzeit allerdings vorüber ist.
Den Höhepunkt des Malcantone (in topographischer Hinsicht) erreicht man in Arosio, bevor die kurvenreiche Abfahrt durch 21 Haarnadelkurven ins Tal erfolgt. Gastronomisch allerdings ist nicht allzu viel geboten. Es gibt ein Hotel in Arosio und zwischen Mugenia und Arosio ein größeres Ausflugslokal.
Ein Zwischenstopp lohnt sich allerdings an der Kirche von Arosio, deren Innenwände mit vielen historischen Fresken geschmückt sind.
Unten im Tal ist es nicht mehr ganz so attraktiv. Man muss schauen, dass man es auf die Radroute Nr. 3 (die Nord-Süd Route) schafft. Die anderen Straßen sind nicht sonderlich gut für Radfahrer geeignet. Auch die Radroute Nr. 3 ist nicht arg attraktiv, aber immerhin ist man gut vom anderen Verkehr getrennt.
Route für die Fahrradtour durchs Malcantone
Anmerkung zum Begriff Malcantone
Ganz zum Schluss vielleicht noch eine Anmerkung zum Malcantone, denn der Begriff legt zunächst einmal eine Herkunft vom „schlechten Kanton“ nahe. In renommierten Reiseführern wird dies zwar entschieden abgelehnt, gleichzeitig aber auch das Fehlen einer schlüssigen Erklärung beobachtet. Dass aus der Sicht früherer Feudalherren diese Region mit den kleinen engen verdruckten Dörfern nicht unbedingt zu den ergiebigsten Besitztümern gehörte liegt allerdings auf der Hand. Warum also sollte sich dann auch eine umgangssprachliche Bezeichnung im Sinne vom schlechten Kanton/Distrikt/Bezirk nicht durchgesetzt haben?