Kartause Ittingen hoch über dem Thurtal
Rollkoffer werden ratternd über die Wege zwischen dem zentralen Parkplatz und den Gebäuden des ehemaligen Wirtschaftshof der Kartause Ittingen gezogen. Manager, Bildungsbürger und Sinnsuchende sind in den Räumen der weitläufigen Anlage der einstigen Kartause Ittingen zu Gast. Unter sie mischen sich die Ausflügler welche die Museen besuchen, durch die Weinberge flanieren oder im Restaurant zur Mühle einkehren.
Kartause zu Ittingen
Die Lebensweise der Kartäuser umweht seit jeher ein Nimbus von Exotik und Weltflucht, angefüllt mit einem Korb voller Entbehrungen und intensiven Gebetszeiten. Es gibt nicht mehr viele „aktive“ Kartausen in Europa, wobei sich die Kartäuser jedoch im Gegensatz zu vielen anderen Ordensgemeinschaften nicht über Desinteresse und Nachwuchsmangel beklagen müssen.
Die für den eremitischen Lebensstil der Kartäuser unabdingbaren Einzelhäuser sind großteils noch vorhanden. Ein Teil ist im historischen Stil eingerichtet und vermittelt einen Eindruck über die Lebensweise der Mönche in der Blütezeit der Kartause Ittingen im 17-ten und 18-ten Jahrhundert.
Wandel der Kartause Ittingen zum Gutshof und zum Seminarhotel
Eine aktive Kartause ist Ittingen schon lange nicht mehr. Beim Rundgang durch das Museum erfährt man, dass im 19. Jh das gesamte Klostergelände als privates Landwirtschaftsgut geführt wurde. Ein Glück geradezu unter diesen Umständen, dass noch so viel Substanz der einzigen Kartause erhalten ist. Vielleicht ist es dem Umstand zu verdanken, dass in der zweiten Hälfte des 20-Jahrhunderts die Unterhaltskosten die Möglichkeiten eines privaten Betriebes überstiegen und das heruntergewirtschaftete Anwesen 1977 in die öffentliche Hand überführt werden konnte. Nach und nach wurde die Kartause Ittingen in ein renommiertes Seminarhotel mit eigener Biolandwirtschaft entwickelt.
Besuch der Kartause Ittingen
Als Seminarteilnehmer und Hotelgast taucht man selbstredend ein, in die Spiritualität und Geschichte dieses Ortes inmitten der Weinberge am Nordhang des Thurtales. Doch der Tagesausflügler muss dem nicht nachstehen. Vielfältig sind die Angebote und Möglichkeiten. Niederschwellig und ohne monetären Aufwand ist ein Bummel über das Gelände der Kartause Ittingen. Man kann einmal rund um den Klosterkomplex gehen und sieht von außen die, um eine. Großen Kreuzgang angeordneten Einzelwohnhäuser der Kartäuser. Dabei führt der Weg durch die Gartenanlagen mit Nutz-, Zier- und Kontemplationsgärten.
Jenseits der Mauern liegen die Weingärten, Hopfenanlagen, ein Fischteich und ein Wald. Allesamt Klostergüter, die mit Wanderwegen erschlossen sind. Heile bäuerliche Kultur, alles biologisch bewirtschaftet und im Klosterladen lassen sich die veredelten Erzeugnisse käuflich erwerben – also Käse, Wein, Wurst, Tees, Spirituosen, Pasta, Pesto und noch allerhand drumrum.
Der Klosterladen und das Restaurant zur Mühle befinden sich im landwirtschaftlichen Komplex der Kartause Ittingen.
Museum der Kartause Ittingen, Klosterkirche und Kunstmuseum
Im Klostergebäude selbst befinden sich zwei Museen und die Klosterkirche. Der Zugang kostet, lohnt sich aber definitiv.
Das Klostermuseum gibt einen guten Einblick in die Geschichte der Kartause Ittingen und das Leben der Kartäusermönche. Dabei kann man – mit Audioguide – echt viele Räume und den inneren Garten des großen Kreuzgangs besuchen.
Das Thurgauer Kunstmuseum ist im Nordflügel des großen Kreuzganges beheimatet und zeigt in Wechselausstellungen zeitgenössische Künstler.
Ein Kleinod findet sich in der Klosterkirche. Selbst eher mit durchschnittlichem Barock ausgestattet, beherbergt die Kirche ein bemerkenswertes Chorgestühl. Hinter dem Lettner im Mönchschor steht das mit reichem Schnitzwerk ausgestattete Chorgestühl, das in der Blütezeit des Kartause Ittingen, unmittelbar zum Beginn des 18. Jahrhunderts, hergestellt wurde. Die figurenreiche Ausschmückung erinnert an das überregional bekannte Chorgestühl im Kunstkloster St. Urban.
Alte Mühle
Zwischendurch oder als Abschluss bietet sich ein Besuch des Restaurants Alte Mühle an. Kaffee und Kuchen oder solide Speisen können im Angesicht des sich langsam drehenden, riesigen Mühlrades konsumiert werden.
Auf dem Weg zum Parkplatz begegnen einem Menschen mit Rollkoffern, die für eine oder mehrere Nächte in der Kartause Ittingen zu Gast sein werden.