Hermann Hesse Fahrradtour ab Montagnola auf der Ceresio Halbinsel
Fast die Hälfte seines Lebens verbrachte der im württembergischen Calw geborene Hermann Hesse im Tessin in der kleinen Ortschaft Montagnola. Hier befindet sich ein hübsch gelegenes Hermann Hesse Museum in unmittelbarer Nachbarschaft zum ersten Wohnsitz Hesse‘s. Während der 42 Jahre die Hesse hier in der Nähe von Lugano lebte hat sich auch die eine oder andere Beschreibung der Gegend und der Dörfer in seinen Werken wieder gefunden.
Hermann Hesse Museum in Montagnola
Heimatkundliches Hauptwerk in dieser Hinsicht ist „Klingsors letzter Sommer“ in dem der Leser Montagnola und die Dörfer der Ceresio Halbinsel durch die Augen eines Malers erleben darf. Mit der hier vorgestellten Fahrradtour durchkreuzen wir die Ceresio-Halbinsel und nehmen so eine Ahnung mit, von einer Landschaft die Hermann Hesse während 42 Jahren zur Heimat geworden ist. Ein bisschen Phantasie sollte man mitbringen, denn in der Mitte des 20-Jahrhunderts herrschte natürlich noch eine wesentlich geringere Siedlungsdichte als heute.
Als Startort wähle ich den zentralen Platz in Montagnola (Parkplätze vorhanden) von dem aus es nur wenige Meter bis zum Hermann Hesse Museum sind.
Start zur Rundfahrt über die Ceresio Halbinsel
Auf der Hauptstraße, der Via Collina d‘Oro, geht es Richtung Lugano und bergab. Gegenüber der markanten Kirche San Abbondio befindet sich der Friedhof auf dem Hermann Hesse bestattet wurde.
Von Collina d´Oro zum Monte Salvatore
Auf kleinen Straßen geht es hinunter nach Noranco ins Tal. Auf wenigen Kilometern fließt hier der Bach Scairolo und teilt die Ceresio Halbinsel in Nord-Süd Richtung in zwei Hügelzüge. Der östliche reicht hinauf bis zum Monte Salvatore, der auch in Hesse‘s Werk immer wieder von der Ferne grüßt. Unter der Autobahn hindurch geht es dann auch sehr steil nach oben durch Senago bis Pazallo. Im Bereich der Schule führt dieser Routenvorschlag entgegen einer Einbahnstraße. Dieser Abschnitt ist aber dermaßen steil, so dass es keine besondere Überwindung braucht, das Fahrrad ein paar Meter zu schieben.
Auf der Hauptstraße geht es nun durch den Ort und dann stetig bergauf, durch Carabbia bis nach Ciona. Nach Osten gibt es jetzt immer wieder schöne Talblicke auf den Luganersee und den Seedamm von Melide.
Carona – hier traf Hesse seine Liebe
In Carona lohnt sich eine kurze Pause verbunden mit einem Bummel durch die Gassen. Dabei entdeckt man auch das Papageienhaus in dem Hesse seine zweite Frau Ruth Wenger kennen lernte, die er in Klingsors letztem Sommer als die rote Königin der Gebirge beschreibt.
In Carona gibt es am Ortsende ein Restaurant mit großer Terrasse. Wer den kleinen Umweg nicht scheut kann auch zum Restaurant des Parco San Grato aufsteigen. Neben einer stylischen Einrichtung hat man von der vorgelagerten Panoramaterrasse einen hervorragenden Blick auf den San Salvatore und Teile des Luganersees.
Während der Weiterfahrt ab Carona steigt die Straße noch eine Weile sanft an. Am Scheitelpunkt lohnt erneut der Blick auf den See, bevor man über langgezogene Serpentinen zunächst durch den Wald, später dann durch Vico Morcote hinab an den See rollt.
Morcote auf der Ceresio Halbinsel
Mit touristischer Infrastruktur gesegnet ist der Ort Morcote. Egal ob per Schiff oder per Bus, die ankommenden Verkehrsmittel entlassen in der ersten Tageshälfte stets große Besuchermengen, um dann in der zweiten Tageshälfte die Gäste wieder in ihre Urlaubsdomizile zurück zu bringen. Hier herrscht also stets ein wuseliges Kommen und Gehen von Wandersleuten, Kulturjunkies und gemütlich bummelnden Senioren. All das lässt man genießerisch an sich vorbei ziehen, derweil man in einem der Straßencafé an der Uferstraße seinen Espresso genießt.
Aufstieg zur Kirche in Morcote
Die Weiterfahrt folgt auf der Uferstraße nach Norden. Seeseitig reihen sich Privatparkplätze und eingezäunte Gärten, während bergseitig einzelne Villen, moderne Bauten und Gebäudeoldtimer mit dem morbiden Charme vergangener Epochen stehen.
Auch seeseitig befinden sich Gebäude in exklusiver Uferlage – allein man sieht sie nicht, weil sie niveaumäßig unterhalb der Straße, unter den Parkplätzen und versteckt in den eingezäunten Gärten stehen. Möglichkeiten zum Seezugang und zur ungetrübten Seesicht gibt es wenig. Als Fahrradfahrer hat man aber immerhin die Möglichkeit zum spontanen Kurzhalt auf den seeseitige Parkplatzflächen.
In Figino verlässt man die Seeuferstraße und folgt im Tal des Scairolo (siehe oben) dem ausgeschilderten Radweg auf der westlichen Talseite bis Cadepiano.
Ab hier heißt es nochmals kräftig in die Pedale treten, denn es geht in mehreren Serpentinen 200 Höhenmeter nach oben. Kurz nach der letzten Haarnadelkurve befindet sich linkerhand ein kleiner Parkplatz. Von hier aus gelangt man in wenigen Minuten (zu Fuß) zu einem lohnenswerten Aussichtspunkt. Der Blick geht direkt nach Lavena und die Seeenge beim Monte Caslano. Aber auch links und rechts davon überblickt man weite Teile des unübersichtlich verzweigten Luganersees.
Danach geht es noch ein bisschen mäßig nach oben, durch Agra hindurch und schon bald befindet man sich oberhalb von Montagnola. Wäre die Landschaft noch so offen wie in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts; gäbe es weder den Wald noch die vielen Nobelvillen, dann könnte man jetzt hinunter blicken auf die Casa Rosa. Die Casa Rossa wurde Hesse von 1931 bis zu seinem Tod 1962 zur Heimat – ein Freund hatte sie extra für ihn errichten lassen.
Auch wer sich zu Fuß auf die Spuren von Hesse in Montagnola begibt, sieht nicht viel von der Casa Rossa, das das Gebäude in einem weitläufigen Grundstück hinter hohen Hecken versteckt ist.
Am Startort in Montagnola gibt es rund um den Hauptplatz gleich mehrere Möglichkeiten zur Einkehr.
Übrigens, in der Schweiz gibt es „nur“ das eine Hermann Hesse Museum in Montqgnola, während in Deutschland gleich mehrere Orte die Erinnerung an Hesse wachhalten, zum Beispiel Hesse‘s Geburtsstadt Calw, oder Gaienhofen am Untersee, wo Hesse einige Jahre lebte.